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Bisher war Lappland für mich der nördliche Teil Finnlands. Man lernt ja aber nie aus (besonders auf Reisen), denn auch der nördliche Teil Schwedens wird Lappland genannt.
Sowohl in Finnland als auch in Schweden werden die dortigen Ureinwohner Lappen, bzw. eher Sami genannt. Sami leben (ursprünglich) aber auch im Norden Norwegens und Russlands (= Fennoskandinavien). Die Geschichte der Sami geht weit vor die Zeit Christi zurück, in der sie bereits Rentiere gezüchtet oder zumindest mit ihnen zusammen gelebt haben dürften.
Zwei Nächte Schweden und Zwei Nächte Finnland
So…
genug Geschichtsunterricht. Dennoch finde ich es ganz interessant, auch etwas von der Geschichte der Region zu wissen, in der man sich aufhält.
Nach Lappland wollte ich hauptsächlich deshalb, weil eine Kollegin von mir den entsprechenden Teil Finnlands besonders liebt. Als ich über Airbnb dann auch noch eine wunderschöne Unterkunft im schwedischen Teil gefunden hatte war mir klar, dass ich dort auch hin muss.
In Schweden hatte ich zwei Nächte in Luleå, in Finnland 2 Nächte in Rovaniemi gebucht. Mal mehr, mal weniger zufällig war ich zudem noch in Kemi und Oulu (beides Finnland).
Dass die Gegend da oben nicht zu sehr besiedelt ist merkt man auch daran, dass die Züge nach Norden wirklich selten fahren. Ab Mitte August hat die schwedische „Inlandsbanan“, die eigentlich zwischen Kristinehamn im Süden und Gällivare im Norden verkehrt, ihren Betrieb in den Norden ab Östersund sogar ganz eingestellt. Hier würden zwar Busse fahren, da diese im Interrailticket aber nicht inkludiert sind, hab ich mich für die Zugreise an der Ostküste entlang entschieden. Die Inlandsstrecke soll aber um einiges schöner und spektakulärer sein.
Der schwedische Teil von Lappland
In Luleå hatte ich eine wunderschöne kleine Hütte mit Sauna direkt an einem See gemietet. Eigentlich wollte ich mal zwei Tage wirklich nur ausspannen und relaxen, da das Reisen manchmal doch anstrengend sein kann bzw. die (zum Glück durchweg positiven) Eindrücke, die ich bis dahin sammeln durfte, auch erstmal verarbeitet werden müssen.
Nach der ersten Nacht und einem tollen Frühstück am See (mein Vermieter hatte mir sogar ein frisches Croissant vorbei gebracht) wollte ich dann aber doch etwas mehr von der Gegend sehen. Für 15 Euro mietete ich mir von meinem Vermieter ein Fahrrad und fuhr nach Gammelstad Kyrkstad, einer Kirchstadt, die zu den Unesco Kulturerben zählt.
In der Touristeninformation und in der Kirche bekommt ihr kostenlos Broschüren über den Ort. Sogar in Deutsch.
Aus diesen geht hervor, dass die Nederluleå Kirche aus dem Mittelalter stammt (1492) und der Ort, der sich rund um die Kirche befindet, von den Kirchenbesuchern gebaut wurde. Diese kamen aus dem gesamten Umland. Da die An- und Rückreise oft sehr lange dauerte, bauten sich die Leute kleine Häuser um die Kirche, damit sie vor und nach den Gottesdiensten und kirchlichen Festen dort übernachten konnten. Sowohl die Kirche -mit einem sehr schönen Flügelaltar, schöner Kanzel und großer Orgel- als auch der Ort selbst, der hauptsächlich aus den kleinen roten Häusern um die Kirche besteht, sind sehenswert. Einige Häuser sind zu besichtigen und man erfährt auch hier etwas über die Geschichte des Ortes bzw. der ehemaligen Bewohner.
Gammelstad Kyrkstad eignet sich sehr gut für einen 1-2 stündigen Ausflug. Wenn das Freilichtmuseum am Ortsanfang, von Rutvik kommend, offen hat, kann man leicht auch mehr Zeit dort verbringen. Beim Freilichtmuseum ist zudem ein lappischer Souvenirladen, der als schönstes Geschäft 2017 ausgezeichnet wurde.
Die Reise nach Finnland
Da zwischen dem schwedischen Teil Lapplands und dem Finnischen keine Züge fahren, ist die Busfahrt im Interrailticket inklusive. Die Reise selbst ist aber etwas komplizierter als mit der Bahn.
Zuerst fuhr ich mit dem Unternehmen „Länstrafiken Norrbotten“ von Luleå (ab Busbahnhof oder Pontusbadet) nach Haparanda Tornio Resecentrum. Dort hatte ich mich schon gewundert, warum zwar alle Stunde, ausgerechnet aber um 14.05 Uhr (das wäre der direkte Anschuss gewesen) kein Bus weiter nach Finnland fuhr. Ich entschied also, den nächsten Bus um 15.05 Uhr zu nehmen und so lange zu Ikea zum Mittagessen zu gehen. Das stand auch auf meiner To do-Liste und ein Ikea ist gleich neben dem Busbahnhof. Da es in der unmittelbaren Umgebung auch einige andere Läden und Fabrikverkäufe gibt, war es nicht schwer, die Zeit zu vertreiben.
Als ich nach einer guten Stunde wieder zum Busbahnhof kam, wunderte ich mich, warum der Zug um 15.05 Uhr nicht mehr angeschrieben war. Nur noch einer um 16.05 Uhr. Und endlich bemerkte ich die zwei großen Uhren, die im Gang hingen. Eine mit der schwedischen Fahne darunter, eine mit der finnischen Fahne darunter. Ok… die Finnen sind den Schweden eine Stunde voraus. Es wäre also doch jede Stunde ein Zug gefahren. Ich hab nur einfach nicht an die Zeitumstellung gedacht…
Mit dem Bus des Unternehmens „Matkahuolto“ ging es dann weiter nach Kemi, wo ich – dank der missachteten Zeitumstellung und der wenigen Züge – 2,5 Stunden Aufenthalt hatte, bevor es mit dem Zug weiter nach Rovaniemi ging.
In Kemi gibt es, ziemlich nah am Bahnhof, eine Panoramabar, die leider um 18 Uhr bereits schließt. Zudem gibt es das Weihnachtsman Strandbüro, das außerhalb der Saison allerdings nur für angemeldete Besuchergruppen öffnet, ein Eis- bzw. Schneeschloss Hotel, das nur im Winter steht (ab Dezember 2018 allerdings auch eine dauerhafte Räumlichkeit haben soll) und ein Comicmuseum, das ebenfalls um 18 Uhr schließt. Es gab für mich also nicht sonderlich viel zu tun außer durch die Straßen zu laufen, die Kirche mit Gedenkstätte für die Opfer des 2. Weltkriegs (von Außen) zu besichtigen, in die Ostsee zu schauen, mir im Supermarkt etwas zu essen zu kaufen (alle anderen Geschäfte schließen ebenfalls spätestens um 18 Uhr) und mich zu wundern, was die Menschen hier so tun, da die Straßen meist wie leer gefegt waren.
Santa Clause Village
Relativ spät kam ich dann abends in Rovaniemi an und freute mich erstmal nur theoretisch darüber, dass meine gemietete Wohnung eine Sauna hatte. Die Nutzung sollte bis zum nächsten Tag warten müssen.
Auch Rovaniemi selbst hat (außerhalb der Saison) nicht ungemein viel zu bieten. Das Arktikum mit dem lappischen Provinzmuseum und dem arktischen Zentrum hat das ganze Jahr über geöffnet. Im ca. 1 Stunde entfernten Ranua gibt es einen großen Zoo. Diesen wollte ich eigentlich besuchen, da ich endlich mal einen Elch und Rentiere sehen wollte. Da mich der Besuch aber knapp 60 Euro (knapp 20 Euro Eintritt und fast 40 Euro Bus) gekostet hätte und die Busse kaum dorthin bzw. wieder zurück fahren, verzichtete ich auf den Besuch und entschied, eine Wanderung zum Weihnachtsmanndorf zu machen.
Von meiner Unterkunft bis zum Santa Clause Village, wo sich auch der nördliche Polarkreis befindet, war ich gut 3 Stunden unterwegs. Die Natur war aber sehenswert und die Landschaft hat mir gut gefallen.
Im Weihnachtsmanndorf war mal wieder kaum etwas los, der Weihnachtsmann aber anwesend. Ab 25 Euro kann man Fotos mit ihm machen. Besonders gut hat mir das Hauptpostamt des Weihnachtsmanns gefallen. Dort kann man eine große Auswahl an Postkarten und schöne (weihnachtliche) Briefmarken kaufen. Da es dort einen Briefkasten gibt, der die Post pünktlich zu Weihnachten liefern soll, konnte ich gleich meine Weihnachtspost für dieses Jahr verschicken. Eine Postkarte kostet mit Porte ca. 3 Euro.
Ansonsten gibt es im Dorf einige Restaurants und Imbisse sowie einige Fabrikverkäufe und Souvenirläden. Ich fand die Weihnachtsatmosphäre im September eher verstörend, wenn man in der Gegend ist, lohnt sich ein Ausflug aber schon mal.
Das beste kommt zum schluss
(OK, das aller Beste in Lappland war definitiv die Unterkunft in Luleå – aber Oulu kommt gleich danach)
Auf dem Weg nach Helsinki musste ich in Oulu umsteigen, weshalb ich mich entschied, mit dem früheren Zug in Rovaniemi zu starten und erst einen Zug später weiter nach Helsinki zu fahren – was die genau richtige Entscheidung war.
Kaum in Oulu angekommen fühlte ich mich sofort sehr wohl. Den großen Rucksack für 3 Euro am Bahnhof eingeschlossen schaute ich mir mit nur leichtem Gepäck die Stadt an.
Um den Bahnhof herum finden sich schon einige kleine Geschäfte mit individuellen finnischen Artikeln. Kleidung, Schmuck, Dekozeug, Essen…
In der Stadtmitte gibt es ein großes Einkaufszentrum, das ich mir allerdings auf Grund der kurzen Zeit nicht näher angeschaut hatte. Auch in den Fußgängerzonen gibt es, neben den großen Marken, auch kleine individuelle Geschäfte und schöne Bars und Cafés. Besonders gut hat mir der Marktplatz (sogar mit Marktständen) und die Markthalle gefallen. Neben der Markthalle befindet sich auch die Torripolliisi Statue von Kaarlo Mikkonen, die einen netten, runden Polizisten darstellt.
In der Markthalle gibt es, neben vielen anderen sehenswerten Ständen, einen Stand der Gebäck, Milchreis und Suppen verkauft (ca. 8 Euro inkl. Brot und Wasser). Da ich mich nicht entscheiden konnte gab es für mich gleich sowohl Lachs- als auch Rentiersuppe. Danach war mir erstmal schlecht (weil zu viel), ich war aber glücklich. Wer es lieber deftig mag, dem empfehle ich die Rentiersuppe, mein Favorit war die Lachssuppe. Beide aber lecker!
Nachdem ich noch ein paar Souvenirs in den alten Fischerhütten am Meer gekauft hatte, war es leider auch schon wieder an der Zeit, mein Gepäck zu holen und mich in den Zug nach Helsinki zu setzen.
Oulu war – von den Städten her – definitiv mein Favorit in Lappland. Ansonsten gibt es hier wunderschöne Natur, im Herbst viele Beeren und Pilze und eigentlich wohl auch richtig viele und schöne Nordlichter – die ich leider nicht sehen durfte. Da muss ich wohl mal wieder kommen… Dann aber mehr Richtung Winter….
Noch mehr über Lappland kannst du hier erfahren:
Bisher war Lappland für mich der nördliche Teil Finnlands. Man lernt ja aber nie aus (besonders auf Reisen), denn auch der nördliche Teil Schwedens wird …