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ToggleAls wir einen Tag in Verona verbrachten, durfte natürlich eine Sehenswürdigkeit nicht fehlen: der Balkon der Julia. In Anlehnung an Shakespeares berühmtes Stück Romeo und Julia wurde hier eine Marketing-Idee geboren, die bis heute jährlich rund 2 Millionen Besucher anzieht. Allerdings handelt es sich um eine reine Kulisse, denn Romeo und Julia waren niemals in Verona denn sie sind natürlich frei erfunden. Auch der berühmte Balkon ist eine Finte. Im Originaltext von Shakespeares Drama erscheint Julia erstens nur an einem Fenster und nicht auf irgendeinem Balkon, und zweitens waren Balkone in Verona zur damaligen Zeit überhaupt nicht üblich. Wieso zieht es also so viele Leute an diesen Ort, obwohl hier nichts echt ist?
Der Hype um Romeo und Julia in Verona
Dieser Hinterhof, vor allem aber der berühmte Balkon, steht symbolisch für die Liebe der beiden Protagonisten aus dem Drama Romeo und Julia. Obwohl das Stück fiktiv ist, glauben viele Verona-Besucher, dass das Haus der wahre Wohnort von Julia war.
Das Theaterstück von Shakespeare entstand 1596 und wurde 1996 durch die Verfilmung mit Leonardo di Caprio (Romeo) und Claire Danes (Julia) noch einmal einem jüngeren Publikum bekannter gemacht. Spätestens ab diesem Moment war der Hype in Verona perfekt und das wussten die Menschen des Stadtmarketings geschickt für sich zu nutzen.
Der Hype um Julias Balkon in Verona ist eine faszinierende und zu gleich kuriose Mischung in drei Akten: Literatur, Geschichte und cleverem Marketing. Wir versuchen dir die wichtigsten Aspekte kurz zu erläutern, die zur Popularität dieses Ortes beigetragen haben:
Literarische Ursprünge:
Die Tragödie „Romeo und Julia“ von William Shakespeare war natürlich der ausschlaggebende Punkt für die Aufmerksamkeit, die dieser Hinterhof mit seinem zugegebenermaßen hübschen Balkon auf sich zog. Obwohl Shakespeare das Stück Ende des 16. Jahrhunderts schrieb und dessen Handlungen in Verona ansiedelte, gibt es keinerlei historischen Beweise dafür, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht oder dass Julia tatsächlich in dem Haus in Verona gelebt hat.
Die tragische Liebesgeschichte von Romeo und Julia hat im Laufe der Jahrhunderte natürlich viele Generationen inspiriert. Die Vorstellung, den Schauplatz dieser fiktiven Romanze zu besuchen, ist für viele ein emotionales und romantisches Erlebnis, das die Stadt clever nutzt.
Historischer Kontext:
Genau genommen gibt es keinerlei historischen Kontext. Die „Geschichte“ auf die sich das Haus, der Balkon und letztendlich der ganze Hype stützt, würde man heute wohl als Fake News abtun. So ist die Casa di Giulietta (das Haus in dem Julia gewohnt haben soll) aus dem 13. Jahrhundert und gehörte nachweislich der Familie Cappello. Da der Name Cappello dem Namen der Capulets aus Shakesspeares Drama ähnelt, wurde das Haus mit der fiktionalen Figur der Julia in Verbindung gebracht.
Der berühmte Balkon wurde erst im 20. Jahrhundert hinzugefügt um den Zauber der literarischen Verbindung noch weiter zu verstärken. Was uns zum letzten und vielleicht wichtigsten Punkt führt.
Touristische Vermarktung:
Hinter der Faszination von Romeo und Julia in Verona steckt ein kluges und modernes Stadtmarketing. Die Stadt hat den literarischen Ruhm geschickt zur Förderung des Tourismus genutzt. Das Haus wurde restauriert und als Touristenattraktion hergerichtet. Besucher können das Innere des Hauses mit mittelalterlichen Möbeln (natürlich sahs auch hier niemals Julia auf einem Stuhl) und einer Statue von Julia besichtigen. Wer Julias Bronzebrust berührt, soll übrigens Glück in der Liebe haben. Ein weiterer Marketing-Gag.
Öffnungszeit der Casa di Giulietta
Von Dienstag bis Sonntag von 9.00 bis 19.00 Uhr. Montags geschlossen.
Was kostet der Eintritt in Julias Haus (Casa di Giulietta)?
Was früher umsonst war kostet heute relativ viel Geld. Die Preisanpassung vollzog sich dabei in zwei Schritten: Zuerst konnte man für einen kleinen Obolus den Hinterhof und somit auch den Balkon bestaunen, jetzt ist dies nur noch als „Gesamterlebnis“ zu haben. Das bedeutet, dass du für dein Ticketpreis auch in den Genuss des Hauses von Julia kommst (du darfst sogar auf den Balkon stehen, wenn du dich anstellen willst um ein Foto zu machen).
Hier gibts es mehr Informationen dazu: https://casadigiulietta.comune.verona.it
Und ausschließlich hier: https://verona.midaticket.it/Event/1/Dates/ kannst du dir Tickets kaufen.
Unser Tipp: Wenn du etwas sparen willst und noch mehr von Verona sehen willst, dann könnte die Verona Card* etwas für dich sein. Beim Kauf dieser Vorzugskarte wäre der Preis des Eintritts in die Casa di Guilietta bereits enthalten.
Liebesbriefe an Julia - wie es zur Tradition wurde das ehrenamtliche Helfer Liebesbriefe beantworten
Der Brauch, Liebesbriefe an Julia zu schreiben, ist vielleicht der schönste Marketing-Move der Stadt. Denn die Liebesbriefe die die Besucher zuschicken oder bei einem Besuch hinterlassen werden beantwortet! Menschen aus der ganzen Welt schicken Briefe nach Verona oder bringen Briefe mit, in denen sie um Rat in Liebesangelegenheiten bitten oder ihre eigenen Liebesgeschichten erzählen.
Die Tradition begann in den 1930er Jahren, als der Hausmeister von Julias Haus anfing, die Briefe zu beantworten. Daraus entwickelte sich später der „Club di Giulietta“, eine Gruppe von Freiwilligen, die sich der Beantwortung der Briefe widmen. Diese Freiwilligen, bekannt als „Julias Sekretärinnen“, sind eine bunt gemischte Truppe von Menschen unterschiedlichen Alters, die ehrenamtlich die Briefe beantworten. Und das sind eine ganze Menge (ca. 7000 Briefe pro Jahr)!
Die Ehrenamtler lesen die Briefe, die an Julia gerichtet sind, und antworten auf jeden Brief individuell. Die Antworten sind persönlich und oft voller Mitgefühl und Rat und meist wird auch in der selben Sprache geantwortet wie der Brief verfasst wurde.
Eine weitere charmante Tradition ist die „Juliet’s Wall“ im Innenhof von Julias Haus, wo Besucher Nachrichten und Liebesbriefe hinterlassen können. Die schönsten Briefe werden gesammelt und in Büchern veröffentlicht.
Der Film „Letters to Juliet“* mit Amanda Seyfried aus dem Jahr 2010 hat diese Tradition einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Er erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die nach Verona reist und dort erfährt, wie die Briefe an Julia beantwortet werden. Der Film ist also eine sehr gute Einstimmung, bevor man sich auf den Weg nach Verona macht.
Lohnt sich der Besuch des vielleicht berühmtesten Balkons der Welt?
Neben dem Balkon des Petersdoms, auf dem der Papst seinen Segen spricht, ist der Balkon der Julia in Verona ebenso berühmt. Wir kennen zumindest sonst keine bekannten Balkone. Ob ein Balkon angucken wirklich spannend ist muss wohl jeder selbst entscheiden. Lohnt es sich dort anzustehen, Geld zu bezahlen und das alles für eine Kulisse? Der Balkon ist wirklich schön anzusehen und wir können den Hype natürlich verstehen, nur für uns persönlich ist es etwas zu viel des Guten. Der Eintrittspreis ist leider etwas hoch für das, was es zu sehen gibt. Dennoch haben wir Verständnis für die Einführung eines Eintrittsgeldes, denn man muss wissen, dass der Hinterhof teilweise maßlos überfüllt war und Schäden, Graffitis etc. immer mehr wurden.
So muss der Balkon regelmäßig gewartet werden, um Schäden durch die hohe Frequentierung zu vermeiden. Die Eintrittsgelder helfen, diese Kosten zu decken und den Hinterhof mit seinen Sehenswürdigkeiten auch in Zukunft in Schuss zu halten.
Die hohe Besucherzahl stellt auch eine Herausforderung für die Sicherheit dar. Mit den Eintrittsgeldern kann das Personal vor Ort aufgestockt werden, um die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen zu gewährleisten und die Umgebung sauber und ordentlich zu halten.
Und der für uns wichtigste Aspekt: Ein Teil der Einnahmen aus den Eintrittsgeldern wird zur Finanzierung kultureller Projekte in Verona verwendet.
Ob es sich für dich lohnt können wir dir daher abschließend nicht sagen. Bist du wild romantisch? Du stehst auf Romeo und Julia? Du bist frisch verliebt oder du kannst nur nicht dem Hype entkommen?
Dann schaue es dir an!
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