Karlsbad (Karlovy Vary): Dein Reiseführer für die schönste Stadt Böhmens

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Karlsbad, oder auf Tschechisch Karlovy Vary, ist ein Ort, der sich wie eine Zeitreise anfühlt. Es gibt pompöse Hotels und schöne Flaniermeilen, die alle recht unkompliziert zu Fuß zu erreichen sind. Karlsbad erschlägt einen nicht mit unzähligen Sehenswürdigkeiten, sondern ist übersichtlich und charmant.

Wir haben diesen ausführlichen Guide für dich geschrieben, damit du Karlsbad intensiv erleben kannst: persönlich und mit offenen Augen für all die kleinen und großen Sehenswürdigkeiten, die diese Stadt bereithält.
Wir sprechen über die 13 Heilquellen, die majestätische Architektur, die dich glauben lässt, du seist Teil eines alten Films, und natürlich auch über den berühmten Kräuterlikör Becherovka, der dein Herz wärmt und dich vielleicht auch etwas durch die Innenstadt taumeln lässt. Je nachdem, wie viel du vorhast, davon zu probieren.

Ankommen und Verstehen – die Seele und Geschichte von Karlsbad

Bevor wir uns in die Gassen stürzen, sollten wir kurz innehalten und die Geschichte dieser Stadt würdigen. Karlsbad ist kein Zufallsprodukt. Sie ist das Ergebnis einer Legende, die so verrückt ist, dass sie wahr sein muss. Oder auch nicht?

Die Geschichte besagt, dass Kaiser Karl IV. im 14. Jahrhundert bei der Jagd auf einen Hirsch auf die heißen Quellen stieß. Der Hirsch, von den Jagdhunden in die Enge getrieben, sprang in eine der Quellen und verschwand. Als er wieder auftauchte, war er nicht nur gerettet, sondern seine Wunden waren wie durch ein Wunder geheilt. Karl IV., ein kluger Kopf, erkannte sofort das Potenzial dieses „Wunders” und gründete an dieser Stelle eine Stadt, die seinen Namen tragen sollte: Karlsbad.

Karlsbad gehört zum UNESCO-Welterbe:

Seit 2021 gehört Karlsbad zusammen mit zehn anderen europäischen Kurstädten, den sogenannten „Great Spas of Europe”, zum UNESCO-Welterbe. Dies ist keine zufällige Entscheidung, sondern eine offizielle Anerkennung für die einzigartige Kurkultur, Architektur und medizinische Bedeutung dieser Stadt.

Das bedeutet für dich: Du spazierst nicht nur durch eine schöne Stadt, sondern durch ein lebendiges Museum der europäischen Kurgeschichte die ihre Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert hatte. In dieser Zeit wurde die Stadt zum Treffpunkt der europäischen Elite die sich hier alle Erholung und Heilung erhofften.
Die Liste der berühmten Kurgäste liest sich wie das Who’s Who der Weltgeschichte und Kultur:

Johann Wolfgang von Goethe zum Beispiel verliebte sich in die Stadt und ihre Umgebung. Er schätzte die Ruhe und die Inspiration, die er hier fand. Friedrich Schiller suchte hier ebenfalls Heilung und Erholung. Ludwig van Beethoven, der große Komponist nutzte die Kur, um seine Leiden zu lindern. Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, war hier, um sich von den Strapazen seiner Arbeit zu erholen. Franz Kafka, der Prager Schriftsteller verbrachte ebenfalls Zeit in Karlsbad. Und auch Zar Peter der Große war so begeistert, dass er nicht nur zur Kur kam, sondern auch aktiv am Leben der Stadt teilnahm. Und bald flanierst vielleicht auch du durch die Gassen von Karlsbad? 

Karlsbad im Wandel der Zeit

Die Geschichte Karlsbads war aber nicht immer nur von Glanz geprägt. Die Weltkriege und die kommunistische Ära brachten große Veränderungen mit sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung verlor die Stadt einen Teil ihres kosmopolitischen Flairs. Während der kommunistischen Zeit wurde die Kur verstaatlicht und der breiten Bevölkerung zugänglich gemacht. Dies war zwar sozial gerecht, führte jedoch zur Vernachlässigung der architektonischen Pflege.

Die Wende von 1989 brachte Freiheit und die Rückkehr zum internationalen Tourismus. Seitdem hat die Stadt enorme Anstrengungen unternommen, um ihre historischen Gebäude zu restaurieren und ihren alten Glanz wiederherzustellen. Die noch relative junge Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe ist die Krönung dieser Bemühungen.

Die 13 Heilquellen der Stadt Karlsbad

Wenn du nach Karlsbad kommst, um die Stadt nicht nur touristisch zu erkunden, sondern auch eine Kur zu machen, dann kommst du wegen des Wassers. Es ist das Lebenselixier und der Grund, warum es diese Stadt überhaupt gibt. Es gibt offiziell 13 Hauptquellen mit unterschiedlichen Temperaturen und Mineralzusammensetzungen.

Wichtig für dich: Die berühmte Karlsbader Trinkkur ist keine einfache Sache. Das stark mineralisierte Wasser kann bei falscher Anwendung sogar mehr schaden als nutzen. Konsultiere deshalb immer einen Kurarzt, bevor du eine ernsthafte Trinkkur beginnst. Aber für uns Touristen gilt: Probieren ist Pflicht und es schadet nicht ein paar Schnabeltässchen davon zu trinken. Ganz unter uns: so viel wirst du eh nicht probieren, weil geil schmecken tut es jetzt nicht wirklich! 

Die Quellen im Detail: Von sauheiß bis lauwarm und von geht so bis bäääh!

Die Quellen haben wir in der unteren Liste nach ihrer Temperatur geordnet. Die Temperatur wirkt sich auch auf die Wirkung aus. Als Faustregel gilt: Je heißer die Quelle, desto geringer die abführende Wirkung.

Das Karlsbader Wasser ist beispielsweise eine Natrium-Hydrogencarbonat-Sulfat-Chlorid-Thermalquelle. Das klingt zwar kompliziert, bedeutet aber, dass es eine einzigartige Mischung aus Mineralien enthält, die es so wirksam macht. Die wichtigsten Bestandteile sind:

  • Natrium und Chlorid: Sie sind wichtig für den Wasser- und Elektrolythaushalt.
  • Hydrogencarbonat: hilft bei der Neutralisierung von Magensäure.
  • Sulfate: Sie wirken leicht abführend und helfen bei der Entgiftung der Leber.
  • Kohlendioxid (CO₂): Verleiht dem Wasser seinen prickelnden Charakter und wirkt gefäßerweiternd.
Sprudelkolonnade Karlsbad (Vřídelní kolonáda) mit Geysir Vřídlo, Karlovy Vary Thermalquelle

Hier findest du eine Auflistung aller Heilquellen in Karlsbad, sortiert nach Lage: 

Vřídlo (Sprudel 72°C): Die heißeste und ergiebigste Quelle, schießt bis zu 12 Meter hoch. Sie ist die Basis für die berühmten Karlsbader Thermalbäder.

Pramen Karla IV. (Karl-IV.-Quelle 64 °C): Die Quelle der Legende, wo Karl IV. seinen Hirsch heilte. Sie ist eine der ältesten und bekanntesten Quellen.

Tržní pramen (Markt-Quelle 62 °C): Eine der ältesten Quellen, oft weniger frequentiert. Ihr Wasser wird traditionell zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt.

Mlýnský pramen (Mühlbrunnen-Quelle 56 °C): Die größte und bekannteste Kolonnade, ideal zum Verweilen. Ihr Wasser ist bekannt für seine positive Wirkung auf die Harnwege.

Skalní pramen (Felsen-Quelle 46 °C): Fließt aus einem Felsen, daher der Name. Sie ist eine der Quellen, die für ihre beruhigende Wirkung auf das Nervensystem geschätzt wird.

Nový pramen (Neue Quelle 41 °C): Eine der jüngeren Quellen. Sie ist bekannt für ihre leicht abführende Wirkung.

Pramen knížete Václava (Quelle des Fürsten Wenzel 42 °C): Eine der Quellen, die für die Abfüllung genutzt wird. Sie ist die zweit-ergiebigste Quelle nach dem Sprudel.

Pramen Svobody (Freiheits-Quelle 60 °C): Eine kleine, aber feine Quelle. Sie wurde erst im 19. Jahrhundert entdeckt und ist nach der Befreiung von der Cholera benannt.

Hadí pramen (Schlangen-Quelle 30 °C): Die kühlste Quelle, mit dem geringsten Mineralgehalt, aber hohem CO2-Anteil. Sie ist erfrischend und wird oft als Aperitif vor der eigentlichen Kur getrunken.

Zámecký pramen Dolní (Rathaus-Quelle 55 °C): Im eleganten Jugendstil-Pavillon. Sie ist reich an Mineralien und wird oft bei Stoffwechselstörungen empfohlen.

 

Zámecký pramen Horní (Schloss-Quelle 50 °C): Nur über einen Aufzug erreichbar, oft ruhiger. Sie ist ideal für eine entspannte Trinkkur abseits des Trubels.

Sadový pramen (Garten-Quelle 47 °C): Im Park gelegen, sehr angenehme Atmosphäre. Sie ist bekannt für ihre milde Wirkung und wird oft für Kinderkuren genutzt.

Pramen sv. Lukáše (Quelle des hl. Lukas 24 °C): Die kühlste Quelle, oft für Bäder genutzt. Sie ist die „inoffizielle“ 13. Quelle, da sie nicht für die Trinkkur, sondern für Bäder verwendet wird.

Schnabeltasse: Die Trinkkur-Rituale in Karlsbad

Die Trinkkur ist ein Ritual. Du kaufst dir einen speziellen Karlsbader Trinkbecher. Das ist ein Porzellantässchen, das einer Schnabeltasse ähnelt und einen Ausgießer im Henkel hat. Er ist nicht nur praktisch, weil er das heiße Wasser kühlt und man es nur langsam über den Ausgießer zu sich nimmt, sondern auch ein schönes Souvenir und Andenken.

Das Wasser wird langsam in kleinen Schlucken direkt an der Quelle getrunken. Die Ärzte empfehlen, das Wasser in Bewegung zu trinken, also während eines Spaziergangs durch die Kolonnaden. So bleibt der Körper in Bewegung, während die Mineralien ihre Arbeit tun.

Beim ersten Mal habe ich versucht, das Wasser aus der Sprudelquelle (72 °C!) in einem normalen Becher zu trinken. Ich habe mir dabei fast die Zunge verbrannt! Der spezielle Trinkbecher ist wirklich notwendig. Und der Geschmack? Nun, er ist gewöhnungsbedürftig. Das Wasser schmeckt warm, leicht salzig und metallisch. Aber nach ein paar Versuchen gewöhnt man sich daran.

Trinkstelle der Fontaine Heilquelle in der Sprudelkolonnade Karlsbad, Karlovy Vary, Thermalwasser.

Die Kolonnaden: Karlsbads Paläste des Wassers

Die Kolonnaden sind kleine architektonisch interessante Orte, in denen sich die Quellen befinden. Hier füllst du deinen speziellen Karlsbader Trinkbecher (Schnabeltasse) und schlürfst das warme, leicht salzige Wasser, während du gemächlich auf und ab spazierst. Die Kolonnaden selbst sehen alle ein wenig anders aus. Die Schönsten drei stellen wir dir hier vor: 

Die Sprudelkolonnade (Vřídelní kolonáda)

Das ist der Hotspot, im wahrsten Sinne des Wortes. Die moderne, funktionalistische Kolonnade aus den 70er Jahren mag architektonisch umstritten sein, aber sie beherbergt den Sprudel (Vřídlo), die Königin der Quellen. Der Wassersprudel schießt als Geysir bis zu zwölf Meter in die Höhe. Es gibt auch die Möglichkeit, sich rundherum Wasser abzufüllen. Das ist natürlich direkt am Geysir nicht möglich. Der Bau selbst ist sehr modern und fügt sich vielleicht nicht unbedingt in die Architektur der Karlsbader Innenstadt ein aber die Sprudelkolonnade ist für uns auf jeden Fall die spektakulärste von allen Kolonnaden. 

Die Mühlbrunnenkolonnade (Mlýnská kolonáda)

Die mit Abstand schönste ist die Mühlbrunnenkolonnade, ein neorenaissancezeitliches Meisterwerk von Josef Zítek, dem Architekten des Prager Nationaltheaters. Sie ist über 130 Meter lang und wird von 124 korinthischen Säulen getragen.

Hier findest du gleich fünf Quellen, darunter die Mühlbrunnen-Quelle und die Felsenquelle (siehe auch unsere Auflistung oben im Beitrag). Achte beim Besuch auch auf das Dachgesims, das mit allegorischen Reliefs der zwölf Monate des Jahres verziert ist. Jedes Relief erzählt eine kleine Geschichte und symbolisiert die zyklische Natur der Kur und des Lebens.

Die Markt-Kolonnade (Tržní kolonáda)

Die aus Holz erbaute Marktkolonnade liegt sehr zentral. Sie wurde im Schweizer Stil von Fellner & Helmer entworfen und bildet einen wunderbaren Kontrast zu den steinernen Bauten der anderen Kolonaden.

Sehenswürdigkeiten von Karlsbad

Karlsbad hat natürlich noch viel mehr zu bieten als seine Quellen. Auch für diese Sehenswürdigkeiten solltest du dir ausreichend Zeit einplanen. Die Stadt lässt sich dabei sehr gut zu Fuß erkunden. Es gibt nur wenige Sehenswürdigkeiten, für die du auf ein Auto oder den Bus angewiesen wärst. Beginnen wir also direkt mit diesen Sehenswürdigkeiten die am weitesten vom Stadtkern entfernt liegen: 

Vánoční dům - Weihnachtshaus mit Teddybärenmuseum in einem Schloss

Wenn du dich in eine kitschige Parallelwelt entführen lassen möchtest, dann solltest du unbedingt das Weihnachtshaus mit dem Teddybärenmuseum im Stadtteil Doubí besuchen. Es befindet sich in einem alten Schloss, das leicht oberhalb der Stadt liegt. Du erreichst es ganz unkompliziert mit dem Bus (Linie 6 bis „U Zámečku“) oder mit dem Auto. Parkplätze sind direkt vor Ort vorhanden.

Betrittst du das kleine Schloss, umfängt dich sofort diese gemütliche, weihnachtliche Atmosphäre, wie man sie sonst nur im Dezember kennt. Bereits im Innenhof glitzern Lichter, und sowohl Teddys als auch Weihnachtsmännchen begrüßen dich. Übrigens ist es das einzige ganzjährig geöffnete Weihnachtshaus in Tschechien.

Teddybärenmuseum

Der Teil des Teddybärenmuseums liegt im Untergeschoss des Schlosses. Wenn man eine Treppe hinabsteigt, steht man plötzlich vor Regalen, Nischen und Glasvitrinen voller Bären in allen denkbaren Größen. Leider sind nicht alle Bären schön präsentiert, bei vielen Teilen der Ausstellung hat man das Gefühl dass es schon eher um das Abbilden der puren Masse an Teddys geht. Auch der Geruch in den zum Teil alten Kellergewölben, in denen unzählige Teddys standen, war nicht immer angenehm.
Das fanden wir schade.

An anderer Stelle gibt es spezielle Vitrinen, die uns sehr gut gefallen haben, obwohl wir keine Teddyfans sind. So gibt es beispielsweise winzig kleine Bären, die nur wenige Millimeter groß sind, und andere, die fast majestätisch über dir thronen. Viele der Bären sind antik oder wurden liebevoll von Hand gefertigt.

Weihnachtshaus

Im Obergeschoss geht die Reise in eine andere Welt weiter: Das Weihnachtsmuseum zeigt alte Christbaumkugeln, handbemalte Ornamente, Krippenfiguren und traditionelle Weihnachtskarten, die in aufwändig dekorierten Räumen arrangiert sind. Wenn du Weihnachtsdekoration liebst, wirst du hier nur schwer wieder herauskommen. Das Museum ist sozusagen Museum und Shop in einem. Die meisten Dinge, die du hier sehen kannst, kannst du auch kaufen. Alles funkelt und wirkt so liebevoll ausgewählt, dass man einfach in Ruhe stöbern möchte. Selbst wenn du nichts kaufen möchtest, macht allein das Durchschlendern Freude.

Weihnachtshaus Karlsbad

Was die Zeitplanung angeht: Wenn du nur schnell durch das Museum gehen möchtest, reicht etwa eine Stunde. Für einen entspannten Besuch inklusive Teddybärenmuseum, Weihnachtswelt, Fotopausen, Café und vielleicht einem kleinen Einkauf solltest du eher eineinhalb bis zwei Stunden einplanen. Wenn du dich sehr für Deko oder Teddys begeisterst, wirst du auch gut zweieinhalb Stunden beschäftigt sein.

Ein Hinweis für deinen Besuch: Das Museum befindet sich in einem historischen Gebäude. Besonders die Kellergewölbe sind nicht barrierefrei. Wenn du mit Kinderwagen oder Rollstuhl unterwegs bist, ist es gut, das vorher zu wissen. Unter diesen Umständen können wir es nur bedingt empfehlen.

Weihnachtshaus in Karlsbad sehenswert

Die Moser Glasmanufaktur

Wie du jetzt weißt, ist Karlsbad nicht nur für sein heilendes Thermalwasser und den Becherovka-Likör weltbekannt, sondern hütet mit dem exquisiten Moser-Glas noch einen weiteren Schatz von internationalem Rang. Die Marke Moser steht seit ihrer Gründung weltweit für höchste böhmische Handwerkskunst, Qualität und zeitloses, elegantes Design. Sie trägt nicht umsonst den Beinamen „Glas der Könige“, denn sie hat im Laufe der Geschichte zahlreiche Königshäuser, Kaiserhöfe und Staatsoberhäupter, von Großbritannien bis zum Persischen Schah,  beliefert und ihre Tafeln geschmückt.

Die Besichtigung der Manufaktur

Die Moser Glasmanufaktur liegt zwar etwas außerhalb des historischen Stadtzentrums von Karlsbad, doch der Weg dorthin ist für jeden Besucher ein Muss, sei es bequem mit dem Bus oder dem Auto.

Der Rundgang beginnt in der Glashütte, dem Herzstück der Produktion. Man steht vor den Schmelzöfen und erlebt die Glasbläser in voller Konzentration bei ihrer schweißtreibenden Arbeit. Es ist faszinierend, ihnen dabei zuzusehen, wie sie die glühende, zähflüssige Glasmasse mit ihren langen Pfeifen aufnehmen und durch gezieltes Blasen, Schwenken und Formen in einem Tanz von Hitze und Präzision zu filigranen Vasen, Bechern und Karaffen transformieren. Die Geschwindigkeit, die Konzentration und die meisterhafte Koordination, mit der sie die Materie beherrschen, sind schlichtweg unglaublich.

Im Anschluss lädt das Museum zur Vertiefung ein. Es zeichnet die reiche Geschichte der 1857 von Ludwig Moser ins Leben gerufenen Manufaktur nach. Hier kannst du historische Meisterwerke bewundern, darunter Stücke, die eigens für königliche Aufträge und Präsidentengeschenke gefertigt wurden. Zudem erhältst du detaillierte Einblicke in die Techniken, die Moser bis heute pflegt und perfektioniert. Ein Beispiel ist die berühmte „Oroplastic“-Technik, eine aufwendige Form der Goldätzung, die dem Glas einen unverwechselbaren, dreidimensionalen Glanz verleiht.

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Kirche St. Peter und Paul

Die orthodoxe Kirche St. Peter und Paul in Karlsbad ist ein absolutes Highlight, das man bei einem Besuch der Kurstadt nicht verpassen sollte. Mit ihren goldenen Zwiebeltürmen, die im Sonnenlicht prachtvoll glänzen, wirkt die Kirche, als wäre sie direkt einem russischen Märchenbuch entnommen. Der beeindruckende Bau wurde Ende des 19. Jahrhunderts (1893–1897) errichtet. Sie diente als geistliches Zentrum für die zahlreichen russischen Adligen, Kurgäste und Diplomaten, die Karlsbad traditionell zur Kur besuchten. Der gewählte byzantinisch-russische Stil ist eine Hommage an die Heimat der Kurgäste und wurde maßgeblich durch die berühmte Moskauer Kirche in Ostankino inspiriert.

Russisch-Orthodoxe Peter-und-Paul-Kirche Karlsbad mit goldenen Kuppeln und Zwiebeltürmen.

Die Kirche liegt etwas oberhalb des Hauptzentrums von Karlsbad, ist aber zu Fuß gut erreichbar. Oft bildet sie den schönen Abschluss eines Spaziergangs durch die Kurwälder. Von ihrem Standort in der Krále Jiřího Straße (König-Georg-Straße) aus hat man auch einen schönen Blick auf Teile der Stadt.

Der Diana-Aussichtsturm und die Seilbahn hinauf zum schönsten Ausblick auf die Stadt

Wenn du Karlsbad in seiner ganzen architektonischen und landschaftlichen Pracht überblicken möchtest, solltest du unbedingt den Diana-Aussichtsturm besuchen. Er ist der mit Abstand prominenteste Aussichtspunkt der Stadt und befindet sich auf dem Freundschaftshügel (Výšina přátelství) hoch über dem Teplá-Tal.

Dianaturm in Karlsbad

Der Weg zum Gipfel: Bequem oder Aktiv? Du hast die Wahl!

Um den 35 Meter hohen Turm, der bereits im Jahr 1914 errichtet wurde, zu erreichen, hast du zwei wunderbare Optionen:

  1. Die Historische Seilbahn: Die bequemste Art des Aufstiegs ist die Fahrt mit der historischen Standseilbahn. Sie startet ihre Reise in der Nähe des berühmten Grandhotels Pupp und gleitet in nur wenigen Minuten durch den dichten Kurwald sanft bergauf. Die Fahrt selbst ist bereits ein kleines Highlight, da sie erste, malerische Blicke auf die darunter liegende Stadt freigibt und so die Vorfreude auf die spektakuläre Hauptaussicht steigert. Allerdings ist die Fahrt auch relativ kurz und daher solltest du nicht zu viel erwarten.

  2. Die Wanderung durch den Kurwald: Wenn du sportlich bist und die berühmte heilende Luft des Karlsbader Kurwaldes in vollen Zügen genießen möchtest, dann nimmst du einen der gut ausgeschilderten Wanderwege. Der Aufstieg dauert je nach deinem Tempo etwa 40 bis 50 Minuten. Anstrengender aber dafür hast du dir Geld gespart für eine Pommes im Restaurant Diana das direkt neben dem Turm liegt.

Panoramablick vom Diana Aussichtsturm auf die Stadt Karlsbad, grüne Hügel und Teplá-Fluss.

Sowohl die Seilbahn als auch der Turm sind in der Regel ganzjährig geöffnet, wobei sich die Betriebszeiten je nach Saison ändern können. Es empfiehlt sich, die aktuellen Zeiten und Preise vorab zu prüfen. Der Aufstieg zum Turm selbst ist kostenlos, lediglich die Seilbahnfahrt ist gebührenpflichtig.

Das Jan Becher Museum: Der Kräuterlikör mit Kultstatus

Der Kräuterlikör Becherovka ist eine tschechische Ikone und in seiner Heimat Karlsbad als eine weitere Heilquelle angesehen. Mit seinem leicht bitter-süßen Geschmack, der aus einer harmonischen Mischung von etwa 32 verschiedenen Kräutern und Gewürzen resultiert, ist er das perfekte, geschmackvolle Souvenir.

Die faszinierende Geschichte des Becherovka beginnt im frühen 19. Jahrhundert. Im Jahr 1807 entwickelte der Karlsbader Apotheker Jan Becher das ursprüngliche Rezept. Anfangs wurde der Likör als Magenbitter und zur Förderung der Verdauung verkauft. Das genaue Mischverhältnis von Kräutern, Gewürzen, Alkohol und dem berühmten Karlsbader Wasser ist seit seiner Entstehung ein streng gehütetes Familiengeheimnis, das stets nur zwei Personen gleichzeitig kennen. So bleibt der Mythos des Getränks bis heute bewahrt.

Historische Destillerie oder Ausstellungsstücke im Jan Becher Museum in Karlsbad.

Die Legende des "English Doctor"

Die Geschichte des Becherovka ist eng mit der Kurtradition verbunden. Im Jahr 1805 kam der englische Arzt Dr. Frobrig nach Karlsbad, um dem Apotheker Jan Becher bei der Entwicklung eines Magenbitters zu helfen. Nach seiner Abreise hinterließ er Becher ein Rezept. Becher verfeinerte dieses Rezept und begann im Jahr 1807, den Likör unter dem Namen „Karlsbader English Bitter” zu verkaufen. Später wurde er nach seinem Schöpfer benannt.

Original Becherovka Kräuterlikör Flasche, tschechische Spezialität aus Karlsbad, Karlovy Vary.

Das Museumserlebnis:

Wer tiefer in die Welt dieses Kräuterlikörs eintauchen möchte, sollte das Becherovka-Museum* in Karlsbad besuchen. Hier erfährt man alles über die aufwendige Herstellung. Von der sorgfältigen Auswahl der Zutaten über die Mazeration bis hin zur Reifung in Eichenfässern. Anhand historischer Flaschen, alter Etiketten und spannender Legenden wird die reiche Geschichte der Marke lebendig. Das kurzweilige und informative Museum hat uns richtig gut gefallen. Es gibt viele Ecken, in denen man selbst aktiv werden kann, und das Museum ist insgesamt sehr modern gestaltet. Unser Guide war lustig und hat die richtige Mischung aus Witz und Information geboten.

Becherovka Verkostung im Jan Becher Museum in Karlsbad, kleine Gläser mit Kräuterlikör.

Und selbstverständlich bietet der Besuch als krönenden Abschluss eine Verkostung, bei der du den originalen Becherovka und vielleicht die eine oder andere moderne Variante probieren kannst.

Tickets kannst du dir hier vorab online sicher!*

Übrigens: kleine Hunde die in die Tasche passen, dürfen sowohl ins Museum als auch an der Verkostung teilnehmen. Natürlich gibt es den Becherovka aber nur für Frauchen und Herrchen. 

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Das Grandhotel Pupp

Das Grandhotel Pupp* ist weit mehr als nur ein Hotel in Karlsbad: Es ist zu einer Institution geworden und steht für den europäischen Kur-Glamour. Das Anwesen mit Spielbank, Hotel und Café thront majestätisch am Ufer der Teplá, direkt am Beginn der berühmten Kurpromenade.

Die beeindruckende Geschichte des Hauses reicht bis ins Jahr 1701 zurück. Damals legte der Konditor Johann Georg Pupp den Grundstein. Durch den sukzessiven Kauf benachbarter Gebäude wuchs der Komplex im Laufe der Jahrhunderte zu der Anlage heran, die du heute sehen kannst. Seitdem hat das Grandhotel Könige, Kaiser, berühmte Musiker und Komponisten sowie Filmstars beherbergt.

Der heutige Bau präsentiert sich als prachtvolle Mischung aus Neobarock und Neorenaissance und strahlt eine zeitlose Eleganz aus, die bis heute unnachahmlich ist. So wurde das Hotel Pupp zu einer weltberühmten Kulisse für Regisseure. Es diente unter anderem als Drehort für Hollywood-Blockbuster wie „Casino Royale“ (James Bond) oder die Komödie „Last Holiday“.

Grandhotel Pupp Karlsbad, luxuriöses historisches Gebäude und berühmtes Wahrzeichen.

Direkt dort übernachten oder nur besuchen?

Auch wenn du nicht übernachten wirst, solltest du dir einen Besuch im Grandhotel Pupp* auf keinen Fall entgehen lassen. Beginne deinen Besuch mit einem Spaziergang durch die prunkvolle Lobby. Anschließend ist ein Besuch des berühmten Café Pupp ein absolutes Muss. Gönne dir hier einen Kaffee und ein Stück der legendären Pupp-Torte oder einen anderen Kuchen aus der hauseigenen Patisserie. Zum eleganten Abschluss des Abends empfiehlt sich schließlich die Hotelbar, in der du einen exquisiten Cocktail genießen kannst, während du dir vorstellst, wie Filmheld James Bond hier seinen Wodka Martini bestellt hat.

Wenn du deinen Karlsbad-Trip aber doch ganz unvergesslich machen willst, dann gönn dir eine Übernachtung im Hotel Pupp*. Die Zimmerpreise variieren je nach Ausstattung und Jahreszeit, beginnen aber bei etwa 150 € pro Nacht. Die budgetfreundlichen Zimmer sind alle 25–30 m² groß. Größere Suiten liegen dann allerdings bei 250–300 € pro Nacht.
Übrigens: Zentraler geht es nicht. Das Hotel liegt zwar am Rande, aber direkt in der Altstadt von Karlsbad und ist daher der perfekte Ausgangspunkt für deinen Städtetrip. Für alle, die mit Hund reisen, sei noch gesagt: Gegen Aufpreis dürft ihr euren Vierbeiner mitbringen.

Hier Grandhotel Pupp in Karlsbad buchen*

Übernachtungstipps: Dein Zuhause in Karlsbad

Die Wahl der Unterkunft in Karlsbad hängt stark davon ab, ob Du eine Kur machen möchtest oder einfach nur die Stadt erkunden willst. Wenn Du eine Kur planst, ist ein traditionelles Kurhotel die beste Wahl. Diese Häuser sind nicht nur Unterkünfte, sondern vollwertige medizinische Einrichtungen, die auf die Karlsbader Kur spezialisiert sind. Das Grandhotel Pupp ist wohl das größte und berühmteste Kurhotel dieser Art in Karlsbad.

Aber auch das Hotel Imperial* ist sehenswert: Es liegt auf einem Hügel und verfügt über eine eigene Standseilbahn. Es bietet einen fantastischen Blick und umfassende Kurleistungen.
Ebenfalls empfehlenswert ist das Spa Hotel Thermal*. Der architektonisch interessante Bau aus der sozialistischen Ära wurde komplett renoviert und bietet moderne Kur- und Wellness-Angebote.

Was du in einem Kurhotel erwarten kannst:

  • Ärztliche Betreuung: Ein Kurarzt erstellt dir einen individuellen Behandlungsplan.
  • Thermalbäder: Du hast direkten Zugang zu den Thermalquellen für Bäder und andere Anwendungen.
  • Diätküche: Spezielle Menüs, die auf deine Kur abgestimmt sind.

Unsere Empfehlungen für Boutique-Hotels und Pensionen:

Wenn du als Tourist nach Karlsbad reist und die traditionelle Kur eher als entspannende Ergänzung deiner Reise betrachtest, statt sie in den Mittelpunkt zu stellen, dann sind die kleineren, intimeren Unterkünfte eine wunderbare Wahl, um die Stadt authentisch und persönlich zu erleben.

Für Reisende, die Wert auf ein besonderes Flair und eine zentrale Lage legen, haben wir zwei Empfehlungen:

Das Saxonia Boutique Spa Hotel* ist ein echtes Juwel. Es ist klein und fein und liegt perfekt im Herzen des Kurortes. Es eignet sich besonders gut für Paare, die eine romantische Auszeit suchen. Hier profitierst du oft von einem sehr persönlichen Ambiente und einem hervorragenden Service, der keine Wünsche offenlässt. Die Kur ist diskret integriert, sodass du sie genießen kannst, ohne dass sie dominiert.

Das Hotel Romance* ist ein Inbegriff des Karlsbader Charmes. Das Jugendstil-Hotel bietet eine unvergleichlich persönliche Atmosphäre. Die Lage ist dabei oft unschlagbar, denn es liegt direkt an der malerischen Teplá. Von hier aus bist du sofort im Geschehen, kannst die Kolonnaden fußläufig erreichen und hast gleichzeitig ein stilvolles Zuhause.

In Karlsbad gibt es natürlich jede Menge Übernachtungsmöglichkeiten für jedes Budget. Nachfolgend kannst du dich selbst auf die Suche nach der für dich besten Option begeben:

Praktische Tipps für Deine Reise nach Karlsbad:

Damit deine Reise in die weltberühmte Kurstadt Karlsbad von Anfang an reibungslos und entspannt verläuft, sind hier ein paar praktische Hinweise zu Anreise, Mobilität vor Ort sowie Währung und Sprache zusammengefasst.

Die unkomplizierte Anreise:

  • Mit dem Flugzeug: Karlsbad verfügt über einen eigenen internationalen Flughafen (KLV). Allerdings gibt es nur wenige Direktverbindungen, die saisonal stark variieren können. Flexibler ist ein Flug nach Prag (PRG). Von dort aus ist die Weiterreise denkbar einfach und komfortabel: Du nimmst entweder einen schnellen Bus-Shuttle oder den Zug. In etwa zwei bis drei Stunden bringt dich beides direkt ins Zentrum der westböhmischen Bäderstadt.
  • Mit dem Auto: Karlsbad ist ausgezeichnet an das europäische Straßennetz angebunden. Die Fahrt ist meist unkompliziert. Wichtig zu wissen: Das Parken in der direkten Kurzone ist sehr teuer und oft nur auf Kurzzeitparkplätzen möglich. Es empfiehlt sich, größere, gesicherte Parkhäuser am Stadtrand oder die Parkmöglichkeiten deines Hotels außerhalb der Hauptzone zu nutzen, um hohe Gebühren zu vermeiden.
  • Mit dem Zug und dem Bus: Die Busverbindungen (häufig Fernbuslinien) von Prag und anderen größeren Städten sind besonders schnell, modern, komfortabel und bieten eine entspannte Alternative zur Anreise mit dem Auto. Der Hauptbusbahnhof liegt verkehrsgünstig und das Zentrum ist leicht zu erreichen.

Unterwegs in Karlsbad:

Die beste und schönste Art, Karlsbad zu erkunden, ist zweifellos zu Fuß. Die gesamte Kurzone entlang der Teplá ist eine Fußgängerzone und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, Kolonnaden und Heilquellen liegen eng beieinander.

Um dir den Aufstieg zu den höher gelegenen Aussichtspunkten zu erleichtern, stehen dir zwei Seilbahnen zur Verfügung: Eine führt dich bequem hinauf zum Diana-Turm, von wo aus du ein fantastisches Panorama genießen kannst. Die andere erschließt das Areal rund um das Grandhotel Imperial. Wenn du die Außenbezirke erkunden oder weitere Strecken zurücklegen möchtest, ist das öffentliche Busnetz gut ausgebaut und verlässlich.

Währung und Verständigung:

Die offizielle Währung ist die tschechische Krone (CZK). Zwar kannst du in vielen Hotels, Restaurants und Geschäften in der Kurzone mit dem Euro bezahlen, doch der angebotene Wechselkurs ist oft sehr schlecht. Es ist daher ratsam, immer ausreichend Kronen dabei zu haben. Hebe Bargeld am besten an offiziellen Automaten von Banken ab oder wechsle Geld bei seriösen Wechselstuben. Sei vorsichtig bei unseriösen Angeboten!

Die Landessprache ist Tschechisch. Mach dir aber keine Sorgen: Gerade in der internationalen Kurzone Karlsbad wirst du mit Deutsch, Russisch und Englisch hervorragend zurechtkommen, da viele Mitarbeiter im Tourismus diese Sprachen beherrschen. Dennoch ist es immer ein Zeichen von Wertschätzung, wenn du die Kommunikation mit einem freundlichen „Dobrý den” (Guten Tag) beginnst.

Unser Video über Karlsbad

Möchtest du noch mehr über Karlbad erfahren oder dich mit einem Video auf deine Reise vorbereiten? Wir haben selbstverständlich auch ein Reisevideo über Karlsbad erstellt. Du kannst es dir hier ansehen:

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